Bericht Zürich Unterländer vom 30.06.2020


Gemeindeversammlung Dietlikon – Kontroverse Debatte um grössere Bahnhofunterführung

Die Gemeindeversammlung von Dietlikon hat intensiv über den Sinn einer zusätzlichen Verbreiterung der künftigen Bahnhofsunterführung diskutiert. Das gipfelte gar in einer Stimmrechtsbeschwerde.

 

Mit dem Bau des Brüttenertunnels erfährt Dietlikon einen kompletten Umbau des Bahnhofs. Der Strassenübergang (Bildmitte) verschwindet und stattdessen wird eine neue Unterführung für Autos, Velos und Fussgänger erstellt.

 Situ BhfPNGFoto: Google Maps

 Wenn der Bahnübergang am Bahnhof Dietlikon dereinst aufgehoben wird, erhält das Dorf stattdessen eine neue Unterführung finanziert von den SBB und teils durch den Kanton. Der Gemeinderat will für Fussgänger und Velofahrer aber auf eigene Kosten eine verbreiterte Durchfahrt realisieren und hat damit die 71 Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom Montagabend schon mal überzeugt. Damit ist die Sache allerdings noch nicht in trockenen Tüchern.

Mit einem Zusatzkredit von CHF 5,4 Millionen würde die Gemeinde beidseits der Strasse breite Trottoirs durch die neue Unterführung erhalten.

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Die SBB und der Kanton planen aber eine neue Unterführung mit einem Trottoir nur auf einer Seite, was eine ungünstige Weganbindung in gewisse Richtungen ergeben würde, argumentierte der Gemeinderat. Ohnehin will man zugleich eine Lücke in der Velo- und Fusswegverbindung entlang des Bahndammes in Richtung Hofwiesenstrasse nach Norden ausbauen und benötigt dazu besagten Kredit.

SVP ist gespalten – Beschwerde trifft Parteikollegin

Während Bauvorsteher Philipp Flach (SP) das Vorhaben ausführlichst darlegte, keimte Widerstand namentlich aus der SVP und zielte vorab auf die angeblich zu hohen Kosten ab. Der Antrag von Vorstandsmitglied Richard Erismann wurde allerdings von Gemeindepräsidentin Edith Zuber (SVP) nicht zugelassen. Aus formalen Gründen, wie sie anführte, da der Änderungsantrag nicht genügend ausgereift und so nicht bewilligungsfähig sei. Der Parteikollege liess dieses Verdikt allerdings nicht auf sich sitzen und kündigte noch während der Versammlung eine Stimmrechtsbeschwerde beim Bezirksrat an.

Auch die Rechnungsprüfungskommission (RPK) mit Präsident Beat Lüönd (SVP) als Sprecher hatte den Anwesenden den Kreditantrag des Gemeinderats zur Abweisung empfohlen. Fast CHF 5,4 Millionen für eine zusätzliche Ausbaustufe für Velofahrer in der künftigen Unterführung sei punkto Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gerechtfertigt.

Entscheid fällt im September an der Urne

Die Versammlung stimmte allerdings nach fast eineinhalbstündiger Diskussion mit 61 zu 6 Stimmen für den vom Gemeinderat beantragten Kredit. Zuber zeigte sich überrascht vom deutlichen Ja der Stimmberechtigten, die im Fadachersaal mit Mundschutz ausgestattet diszipliniert ausgeharrt und debattiert hatten.

Die Dietliker Gemeindeversammlung vom Montagabend fand mit gebührend Abstand zwischen den 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Zudem verteilte die Gemeinde am Eingang Schutzmasken, die auch von fast allen getragen wurden.

Der definitive Entscheid wird erst in drei Monaten fallen. Am 27. September stimmen alle Stimmberechtigten aus Dietlikon nämlich an der Urne über den künftigen Ausbaustandard der neuen Verkehrsunterführung anstelle des heutigen Bahnübergangs ab. Mehr Veloparkplätze direkt unter den Gleisen. Demgegenüber hat die Gemeindeversammlung schon am Montag dem Bau einer zentralen, unterirdischen Veloabstellhalle bei der Hauptunterführung für Fussgänger am Bahnhof Dietlikon bereits beschliessend zugestimmt. Und zwar ohne Gegenstimme. Dieses Vorhaben ist mit Kosten von rund CHF 935’000 auch vergleichsweise günstig zu haben und muss daher nicht an die Urne.

Auf der südlichen Seite der Gleise entstehen somit neue Abstellplätze, sodass am Dietliker Bahnhof bis 2034 total 460 Veloparkplätze zur Verfügung stehen werden. Heute sind es 345. Wegen des Baus eines vierten Gleises im Zuge des Bahnausbaus für den Brüttenertunnel entfallen ab 2026 viele der heutigen Abstellplätze beim Totalumbau des Bahnhofsareals.

Ausserdem hat die Gemeindeversammlung die Jahresrechnungen der Politischen Gemeinde mit rund CHF 1,3 Millionen Defizit sowie auch der Schule mit rund CHF 2,7 Millionen Defizit jeweils ohne Gegenstimmen abgesegnet.